„Ich bin das Bruch unzähligmal durchreist …!“
Theodor Fontane (1819-1898) besaß zum Oderbruch enge biografische Beziehungen. In Letschin hatten seine Eltern eine Apotheke und in Schiffmühle verlebte sein Vater seinen Lebensabend. Gewissermaßen ist Fontane selbst, mit seinen „Wanderungen durch die Mark“, ein fantastischer Reisebegleiter. Vielleicht stimmen Sie, nach dem erlebnisreichen Tag im Oderbruch, seinem Hinweis zu: „Ich bin die Heimat durchzogen, und ich habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte.“
Fontane-Büste in Letschin (Heimatstube Letschin)
Fontanes Erinnerungen und
Schaffen in Letschin
Fontanes Eltern lebten einige Jahre in Letschin. In der väterlichen Apotheke arbeitete er selbst und im benachbarten Gusow wollte er eine eigene gründen. Aber es kam ja bekanntlich anders. Er wurde Reporter und Schriftsteller. Stets knapp bei Kasse, kehrte er immer wieder ins Elternhaus ein. Einem Bekannten gegenüber bekannte er ehrlichen Herzens: "Hier in Letschin hab ich die Cavernen meines schwindsüchtigen Porte Monnais's halbwegs wieder geheilt." Letschiner Personen und Geschehnisse verarbeitet er in der Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“ und in seinem ersten Roman „Vor dem Sturm“.
Blick ins Bruch in Richtung Küstrin
"Gottessegen und die alten Wendendörfer"
Fontane und seine Begleiter hielten während ihrer Fahrt von Berlin ins Oderbruch auf der "Seelower Höhe" an, um sich "an dem Landschaftsbilde zu freuen, das sich jetzt in überraschender Schönheit vor uns ausbreitet. Der Gottessegen berührt hier das Herz mit einem ganz eigentümlichen Zauber“. So seine Eindrücke. Die Dörfer mit der Endung „w“ bezeichnet er als die „alten Wendendörfer, die lange vor der Urbarmachung, die sumpfige Niederung des Bruches in weitem Zirkel um spannten.“ Erfahren Sie mehr wie "es [den] in alten Zeiten war".
In der Gusower Kirche
Derfflinger - der "alte Haudegen"
"Alles in Gusow, oder doch alles Beste, was es hat, erinnert an den alten Derfflinger: Schloß, Park, Kirche." Als das Fontane schrieb, erinnerte bereits wenig an den Feldmarschall des Großen Kurfürsten. Nur das Epitaph in der durch "sein Geld erbauten" und nun restaurierten Gusower Kirche stammt aus Derfflingers Zeiten. Erfahren Sie mehr "Wahres und Fiktives" über den "alten Haudegen".
Die klassizistische Grabanlage
Nicht das "Schlachten-Kunersdorf", sondern das der Muse
„Die schönste Stunde im Schloß ist die Morgenstunde“ – so schrieb begeistert Fontane. Das Schloss steht nicht mehr, aber die früheren Bewohner haben nur wenige Schritte entfernt, ihre letzte Ruhe gefunden. Schadow, Schinkel, Rauch und Hagen haben ihre Grabsteine kunstvoll gefertigt. Aufmerksame Besucher erfahren beim Anblick der Grabsteine bereits vieles vom Leben des Generalmajors v. Lestwitz, der den „Staat rettet“, der Frau von Friedland, der Itzenplitze und der Oppens.
Das "Neudorf" Neulietzegöricke mit Blick auf die Neumärkischen Höhen
Die Kolonisierung und die Kolonisten
Fontane widmete sich in seinen Erzählungen über das Oderbruch vor allem der Friderizianischen Trockenlegung. Er hob hervor: „Das Oderbruch zwischen Frankfurt und Küstrin war längst unter Kultur; das sumpfige Niederbruch, zwischen Küstrin und Freienwalde, war der Kultur erst zu erobern.“ Er schildert das Entstehen der Neudörfer und das schwer Leben der Kolonisten. Längst sind seine mahnenden Worte an "uns" in Erfüllung gegangen: „Mögen unsere Oderbrücher, nach der wilden Jugend ihres ersten Jahrhunderts, immer fester werden in Schlichtheit, Sitte, Zucht.“
Die ehemalige Klosterkirche in Altfriedland
Die Nonnen in Altfriedland
"Friedland war in alten Zeiten ein Nonnenkloster des Zisterzienserordens ..." - so Fontane. Lobend erwähnt er den Einfluss des Ordens in der Mark Brandenburg. Allerding muss es im Kloster nicht immer nach den strengen Ordensregel gegangen sein, denn der Dichter führt mehrere alte Urkunden an, die auf einen "um sich greifenden Sittenverfall" hindeuten. Nicht nur die Mauern der alten Kirche sind erhalten geblieben. Aber lassen Sie sich überraschen.
Das Wohnhaus des Vaters in Schiffmühle
Des Vaters Sterbehaus
Kenner werden wissen, dass das Verhältnis Theodors zu seinen Eltern seit frühster Jugend mehr als getrübt war. Der Vater musste nihtch nur seine Apotheke in Neuruppin aufgeben. Fontane nannte den wahren Grund: Der "Charakter meines Vaters, der immer mehr ausgab, als er einnahm ...". Das Verhältnis zur Mutter drückte er mit den folgenden drastischen Worten aus: "Bei dem kleinsten Fehler zeigte sie mir die 'rasche Hand', über die sie überhaupt verfügte. Von Launen war dabei keine Rede, sie verfuhr legendlich nach dem Prinzip, 'nur nicht weichlich'." Auch in Letschin blieb die Ehe unter keinem guten Stern. Nach der Scheidung lebte Louis Henry Fontane in Schiffmühle. Hier verstarb er auch. Ein kleine Ausstellung informiert über den Vater und das Apothekerwesen.
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